Am 14.05.24 besuchte Alexander Richter-Kariger das MGG, um von seinem Schicksal in der DDR zu berichten. Als junger Mann beginnt er an der Ideologie des Staates zu zweifeln und schreibt seine Gedanken in einem Romanmanuskript nieder. Als er dieses in Briefen an eine Freundin im Westen schickt, gerät er ins Visier der Stasi, wird verhaftet und schließlich wegen staatsfeindlicher Hetze zu sechs Jahren Haft verurteilt. Seine Strafe verbüßt er im Zuchthaus Brandenburg, bevor er von der BRD freigekauft wird und dort ein neues Leben beginnt. Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch mit Herrn Richter-Kariger, in dem die Schülerinnen und Schüler weiter in die Lebensgeschichte des Zeitzeugen eintauchten.

Beim Besuch des Theaterstücks „Das schweigende Klassenzimmer“ konnte am Abend noch einmal erlebt werden, welche Auswirkungen ein nicht linientreues Verhalten auf den persönlichen Lebensweg haben konnte. In einer Mischung aus Spielszenen, Erzählabschnitten oder an Wände projizierten Stasidokumenten wurde die Geschichte einer Abiturklasse in der DDR erzählt, die sich im Unterricht für einige Schweigeminuten für die Opfer des Ungarnaufstands 1956 entschied und mit den daraus resultierenden Konsequenzen leben musste. Die Inszenierung schuf eine Atmosphäre der Beklemmung und beeindruckte die Schülerinnen und Schüler vor allem deshalb, weil der Vorfall aufzeigte, wie unbarmherzig ein Staat mit jungen Menschen umging, die sich dem Gesinnungsterror nicht beugten.

So erlebten an diesem besonderen Tag die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe nicht nur eine beeindruckende Persönlichkeit, deren Einzelschicksal unvergesslich bleibt, sondern auch eine packende Inszenierung, die Aspekte, die bereits am Vormittag thematisiert wurden, auf eindrückliche Weise vertiefte.

Wir danken dem Mainfrankentheater für die Ermöglichung dieser Auseinandersetzung. Ein herzliches Dankeschön geht aber besonders an Herrn Richter-Kariger, der sich für uns Zeit genommen hat und uns durch seine Erfahrungen aufgezeigt hat, wie wertvoll es ist, in einer Demokratie zu leben, die Freiheitsrechte garantiert.